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Ein Netzwerk für die Waisen der Medizin

Die Zukunft der Diagnostik seltener Krankheiten im Fokus von Wissenschaft und Wirtschaft

Story
Teilnehmende der Podiumsdiskussion

„Ein starkes Netzwerk für die Waisen der Medizin” – Unter diesem Motto kamen am 28. Februar, am Tag der seltenen Erkrankungen, Betroffene, renommierte Wissenschaftler sowie Vertreter von CSL Behring und CSL Plasma der Einladung von Healthcare Mittelhessen nach, um gemeinsam für seltene Erkrankungen zu sensibilisieren.

Ein Netzwerk aus Wissenschaft und Wirtschaft

Dr. Eckart von Hirschhausen, TV-Moderator und Arzt, führte durch die Veranstaltung und sprach mit  Patientin Sabine Pitschula, Prof. Dr. Jürgen Schäfer, dem Leiter des Zentrums für unerkannte und seltene Erkrankungen (ZusE) am Uniklinikum Gießen-Marburg (UKGM), und mit Prof. Dr. Martin Hirsch, der den Lehrstuhl Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin an der Philipps Universität Marburg hält, über ihre Erfahrungen und Herausforderungen in der Forschung.  Als Unternehmensvertreter nahmen Dr. Dirk Hoheisel, Vice President und General Manager Commercial Operations Germany/Austria/Emerging Europe bei CSL Behring, und Berthold Süsser, Geschäftsführer der CSL Plasma GmbH, an der Gesprächsrunde teil und erläuterten die Komplexität und die Herausforderungen in der Produktion von Therapien für seltene Erkrankungen. Mit dem Ziel, die Kompetenzen im Bereich der seltenen Erkrankungen in Mittelhessen miteinander zu vereinen und Patienten zukünftig besser helfen zu können, brachte Healthcare Mittelhessen als Initiator die verschiedenen Stakeholder in den Austausch.

Das Vertrauen in die Medizin verloren

Zum Auftakt der Veranstaltung berichtete Sabine Pitschula, Patientin mit primärem Immundefekt, über ihre lange Odyssee bis zur richtigen Diagnose. Während sie sich von Arzttermin zu Arzttermin hangelte, ging ihr Vertrauen in die Medizin zunehmend verloren. „Jeder Arzt betrachtete sein Fachgebiet, aber keiner alle meine Symptome zusammen”, schilderte sie. Erst vor wenigen Jahren traf sie schließlich auf einen Immunologen, der ihre Symptome richtig deuten konnte.

Medizinische Detektivarbeit braucht Zeit

Prof. Dr. Jürgen Schäfer, Leiter des Zentrums für unerkannte und seltene Erkrankungen (ZusE) am Uniklinikum Gießen-Marburg (UKGM), fahndet zusammen mit seinem Team tagtäglich nach der richtigen Diagnose eines unklaren Krankheitsbildes. Im ZusE wird jedem Fall akribisch nachgegangen, denn: „Den Patienten ist es egal, ob die Krankheit selten oder häufig ist. Für sie ist wichtig, dass ihnen geholfen wird.” Wichtig ist dabei vor allem der Faktor Zeit, um sich Vorbefunden und adäquater Recherche zu widmen, doch leider ist gerade in der Medizin diese ein rares Gut.

Künstliche Intelligenz als Stütze der Diagnostik

Um die Diagnosefindung zu unterstützen, spielen im Zentrum für unerkannte und seltene Erkrankungen Computertechnik und künstliche Intelligenz tragende Rollen. Experte auf diesem Gebiet ist Prof. Dr. Martin Hirsch, der an der Universität Marburg die Professur für KI in der Medizin innehat. Hirsch ist der Auffassung, „dass die Medizin heute die Möglichkeiten unseres Gehirns latent überfordert.” Er erläutert weiter: „Menschen neigen zur sogenannten „Confirmation Bias“, also dazu, erstmal ihre eigenen Annahmen und Erwartungen zu bestätigen und das Unwahrscheinliche auszublenden. Computer tun das nicht.” Mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz könne die Sachlage und die Krankheitsgeschichte rund um den Patienten schneller geklärt werden, sodass dem Arzt mehr Zeit für den Patienten bleibe, sagt Hirsch und ergänzt: „So kann KI die Medizin am Ende wieder menschlicher machen.”

Blutplasma – ein wertvoller Rohstoff

Um das Leben von Patienten zu retten und zu verbessern, forschen wir bei CSL Behring ständig an innovativen Therapien und Behandlungsmöglichkeiten. Für viele dieser ist Blutplasma die Ausgangsbasis, so auch für Immunglobuline. Dirk Hoheisel, Vice President und General Manager Commercial Operations Germany/Austria/Emerging Europe, erläutert in diesem Kontext: „Der Einsatz der Immunglobuline hat in den letzten Jahren extrem zugenommen. Viele Medikamente dieser Gruppe können Menschen mit schweren Erkrankungen helfen. Deshalb gehe ich davon aus, dass Blutplasma-Medikamente auch in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielen werden.” Auch Berthold Süsser, Geschäftsführer der CSL Plasma GmbH, bekräftigt diese Aussage: „Plasma ist ein lebensrettender Rohstoff. Allerdings ist die Plasmaspende weit weniger bekannt als die Blutspende. Es ist wichtig, dass wir gemeinsam das Bewusstsein für die Plasmaspenden fördern, denn weltweit benötigen über eine Million Kinder und Erwachsene Medikamente, die aus Plasma hergestellt werden.“ 

Die spannendsten Einblicke in die Podiumsdiskussion stellt Healthcare Mittelhessen auf der Website und auf YouTube zur Verfügung.

Talkrunde mit Berthold Süsser, Dirk Hoheisel und Eckhart von Hirschhausen