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Jörg Richter radelt für Kinder mit seltenen Erkrankungen durch die USA.

Story
Joerg in Utha
Jörg Richter unterbricht auf einer einsamen Straße zum Monument Valley im Bundesstaat Utah seine Tour für ein Foto. Die Fahrt führt über fast 13.000 Kilometer durch die Vereinigten Staaten. (Foto: Jörg Richter).

Jörg Richter fährt für einen guten Zweck Fahrrad. Der 58 Jahre alte Würzburger ist über unglaubliche 13.000 Kilometer von San Francisco über Toronto bis nach New York unterwegs. Es ist schon die vierte Langstreckentour, mit der er als Partner der Münchner Care-For-Rare Foundation auf seltene Erkrankungen aufmerksam macht. Wie auf den vergangenen Fahrten hält er auch diesmal bei Kinderkrankenhäusern an der Strecke an, um seine Verbundenheit zu zeigen. Ausgangspunkt seiner Fahrt war am 4. April das Lucile Packard Children’s Hospital Stanford, enden soll sie im September in New Yorker Hauptquartier der Jeffrey Modell Foundation, die eine Partnerschaft mit CSL Behring eingegangen ist.

Obwohl er mit der Tour ein ernstes Anliegen unterstützt, gibt es unterwegs doch auch viele vergnügliche Momente. Seine Facebook-Seite liest sich wie ein Reiseführer durch Amerika und bietet Fotos, auf denen er mit neuen Freunden im erbarmungslosen kalifornischen Death Valley, dem atemberaubenden Monument Valley in Utah und den Rocky Mountains in Colorado zu sehen ist. Wir sprachen mit Richter in Minneapolis, wo er während einer mehrtägigen Pause auch sein erstes Baseballspiel besuchte.

Redaktioneller Hinweis: Der Text des Interviews wurde redigiert und gestrafft.
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CSL: Diese Fahrt ist zwar bei weitem nicht Ihre erste Langstreckentour mit dem Fahrrad, aber sie könnte Ihre bisher größte Herausforderung sein. Was hat Sie dazu veranlasst?

Jörg Richter: Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr Amateurradsportler und habe inzwischen viele Länder in Europa sowie Israel und Neuseeland mit dem Rad bereist. Dieses ist meine vierte Fahrt für die Care-For-Rare Foundation. 2015 war es eine eher kleine Fahrt von Seattle nach New York, unterwegs habe ich vier Kinderkrankenhäuser besucht. 2016 ging es dann von San Francisco nach Las Vegas – auf der einsamsten Straße in Nevada.  Das war eine Strecke, von der ich immer geträumt hatte, also habe ich mir damals den Traum erfüllt. Letztes Jahr ging es quer durch Europa von München nach Madrid. Dieses Jahr ist es dann das ganz große Ding, da ich am 1. April in den Ruhestand gegangen bin. Ich hatte mir gesagt: „Das Leben ist zu kurz, um am Schreibtisch im Büro zu sterben. Ich möchte etwas machen, das sinnvoll ist, mich mit Leidenschaft und Gefühlen packt, das mit Kindern zu tun hat.“ Naja, und jetzt bin ich hier und habe die halbe Strecke schon hinter mir. 

 

Jörg Rochters Route durch die USA

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

CSL: Warum kommen Sie immer wieder in die Vereinigten Staaten?

Jörg Richter: Nun, das reicht bis in meine Kindheit zurück. 1965 war ich acht Jahre alt und las ein Buch über jemanden, der mit dem Fahrrad um die Welt gefahren war. Ich sagte mir: „So etwas mache ich irgendwann auch.“ Ich fand die USA immer ausgesprochen großartig, weil die einzelnen Bundesstaaten so unterschiedlich sind. Ich erfülle mir damit wohl einen Traum.

Jörg Richter in den Rocky Mountains

Jörg Richter neben seinem voll ausgestatteten Rad am Loveland Pass in den Rocky Mountains. (Foto: Jörg Richter)

CSL: Was hat Sie veranlasst, sich zu engagieren, um auf seltene Erkrankungen aufmerksam zu machen?

Jörg Richter: Vor vier Jahren starben innerhalb kurzer Zeit drei gute Freunde. Das war für mich Anlass, mir Gedanken darüber zu machen, was ich noch machen möchte, bevor das Leben vorbei ist. Ich hatte immer mit Kindern gearbeitet, deshalb beschloss ich, etwas für sie zu tun und setzte mich mit der Care-for-Rare Foundation in Verbindung.  Ich bin nicht dort angestellt, ich bekomme kein Geld, ich mache es einfach aus Spaß an der Freude. Die Stiftung ist froh, dass sie diesen bunten Clown hat, der spontan und offen für neue Menschen und neue Situationen ist. Wir passen also perfekt zusammen.

CSL: Was war auf dieser Tour bisher die größte Herausforderung? Ist es die körperliche Anstrengung, die mit der Fahrt verbunden ist?

Jörg Richter: Das ist eine Herausforderung, aber keine, die bis zur Erschöpfung führt. Ich muss mich nicht quälen. Schließlich lebe ich meinen Traum. Auch wenn es zwischendurch mal Tage mit starkem Gegenwind gibt, kann ich mir doch sagen: „Naja, wenigstens kann ich solche Sachen überhaupt machen.“ Die Kinder in den Krankenhäusern wären ja schon froh, wenn sie nur einen Tag mit Gegenwind erleben könnten. Es ist also eine Herausforderung, aber viel mehr ist es eine Art freudiges Abenteuer.

CSL: Wie sieht das Trainingsprogramm aus, mit dem Sie sich auf eine Tour wie diese vorbereiten?

Jörg Richter: Im Winter habe ich zu Hause stundenlang auf einem Heimtrainer vor dem Fernseher gesessen und bin geradelt. Man kann nicht einfach losfahren und sich sagen: „Nun gut, die Kondition wird sich schon unterwegs von alleine einstellen.“ Ich denke, so könnte man kurze Strecken bewältigen, aber nicht eine Überlandtour quer durch die USA.

CSL: Machen Sie zwischendurch auch Pausen?

Jörg Richter: Von Denver bis Moorhead in Minnesota war ich 14 Tage ohne Unterbrechung unterwegs. Normalerweise fahre ich sechs bis acht Tage und ruhe mich dann einen Tag aus. Manchmal lege ich auch etwas längere Pausen ein. Ich mache keine Rennfahrt durch Amerika, ich mache eine Tour durch das Land. Ich möchte Menschen treffen, mich unterhalten, Ideen, Visionen und Träume mit anderen teilen. Das wichtigste Ziel ist, auf unsere Sache aufmerksam zu machen, und ich glaube, dafür bin ich geschaffen. Ich bin der bunte, schwitzende, stinkende, verrückte Clown.